Helge Timmerberg: In 80 Tagen um die Welt. Rowohlt 2008
Was soll ich von einem Autor halten, der eigenen Aussagen nach das Prädikat nicht vom Subjekt unterscheiden kann? Erst unter Crack-Einfluss wird er aufgeklärt von einem „intellektuellen Phantomas“, einem studiertem Komponisten, Arzt und Hegelianer, der ihm erläutern muss, dass ersteres das „Tuwort“ und zweites das „Hauptwort“ benennt?
Nun, es gibt mir die Hoffnung, eines fernen Tages noch eine erfolgreiche Schriftstellerin zu werden, trotz gewisser grammatikalischer Mängel. Andererseits ist es für mich als Leserin auf Dauer äußerst ermüdend, wenn es auf sprachlich sehr einfachem Niveau lediglich um Ficken, Saufen und Drogen geht. So beschreibt er im achten Kapitel ausführlich wie es ist "pissed in paradise" zu sein, also bekifft und besoffen im indischen Goa.
"Die dunkle Seite des Haschisch ist Antriebslosigkeit und Willensschwäsche, die dunkle des Alkohols ist der Mut dazu. Beides vereint, ergibt ein beherztes Verlieren, der Jugend, der Zähne, der Potenz – spirituell nennt man das Loslassen."
Er befindet sich damit wohl fast klassisch in der Tradition des Gonzo Journalismusvon Hunter S. Thompson – Gut finden muss ich das trotzdem nicht.
Wenige seiner Begegnungen auf der 80tägigen Reise scheinen von etwas anderem geprägt zu sein – ich bin gerade erst auf Seite 143 angekommen und somit in Bangkok.
Schade, denn die Idee sich auf die Spuren von Jules Vernes Helden Phileas Fogg im 21. Jahrhundert zu begeben, ist interessant. Dabei benutzt Timmerberg den ICE, Fähren, Flugzeuge und keineswegs Elefanten und dein Heißluftballon. Erst vor Ort bucht er Hotels und das nächste Transportmittel.
Schön finde ich die geschilderte Begegnung mit dem Guru Ramesh und Ex-Banker in Indien, ihm schildert Timmerberg sein Problem:
"Es geht um das Nichtentscheidenkönnen an sich, als psychologische Fehlfunktion oder als schwacher Charakterzug oder als Geburtsfehler, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich nie entscheiden kann. In der Liebe, im Beruf, in allem eigentlich, und das bringt extrem viele Probleme mit sich. Es ist ein Fluch in meinem Leben."
"Ich verstehe." Ramesh schaukelt wieder. "Also, Tim, ich denke, dass es so etwas gibt. Es gibt Menschen, die sich nicht entscheiden können. Und wenn das bei dir so ist, Tim, dann ist das dein Weg. Dann ist das so von Gott gewollt, oder vom Urknall, oder wie immer du die Quelle von allem Existierenden nennen willst. Weißt du, was ich an deiner Stelle tun würde, Tim? (…). Wenn ich mich nicht entscheiden könnte, Tim, würde ich eine Münze werfen. Denn niemand kann behaupten, dass Menschen, die es mit einer Münze tun, weniger erfolgreich sind, als Menschen, die sich auf traditionelle Weise entscheiden."
Diese Entscheidungshilfe werde ich zukünftig beherzigen und jetzt die Münze werfen, ob ich weiterlese oder das Buch zur Seite lege. Der Mensch Timmerberg mit seinen Einstellungen zum Leben bleiben mir weiterhin sympathisch.
Mehr dazu in diversen Interviews:
Nun, es gibt mir die Hoffnung, eines fernen Tages noch eine erfolgreiche Schriftstellerin zu werden, trotz gewisser grammatikalischer Mängel. Andererseits ist es für mich als Leserin auf Dauer äußerst ermüdend, wenn es auf sprachlich sehr einfachem Niveau lediglich um Ficken, Saufen und Drogen geht. So beschreibt er im achten Kapitel ausführlich wie es ist "pissed in paradise" zu sein, also bekifft und besoffen im indischen Goa.
"Die dunkle Seite des Haschisch ist Antriebslosigkeit und Willensschwäsche, die dunkle des Alkohols ist der Mut dazu. Beides vereint, ergibt ein beherztes Verlieren, der Jugend, der Zähne, der Potenz – spirituell nennt man das Loslassen."
Er befindet sich damit wohl fast klassisch in der Tradition des Gonzo Journalismusvon Hunter S. Thompson – Gut finden muss ich das trotzdem nicht.
Wenige seiner Begegnungen auf der 80tägigen Reise scheinen von etwas anderem geprägt zu sein – ich bin gerade erst auf Seite 143 angekommen und somit in Bangkok.
Schade, denn die Idee sich auf die Spuren von Jules Vernes Helden Phileas Fogg im 21. Jahrhundert zu begeben, ist interessant. Dabei benutzt Timmerberg den ICE, Fähren, Flugzeuge und keineswegs Elefanten und dein Heißluftballon. Erst vor Ort bucht er Hotels und das nächste Transportmittel.
Schön finde ich die geschilderte Begegnung mit dem Guru Ramesh und Ex-Banker in Indien, ihm schildert Timmerberg sein Problem:
"Es geht um das Nichtentscheidenkönnen an sich, als psychologische Fehlfunktion oder als schwacher Charakterzug oder als Geburtsfehler, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich nie entscheiden kann. In der Liebe, im Beruf, in allem eigentlich, und das bringt extrem viele Probleme mit sich. Es ist ein Fluch in meinem Leben."
"Ich verstehe." Ramesh schaukelt wieder. "Also, Tim, ich denke, dass es so etwas gibt. Es gibt Menschen, die sich nicht entscheiden können. Und wenn das bei dir so ist, Tim, dann ist das dein Weg. Dann ist das so von Gott gewollt, oder vom Urknall, oder wie immer du die Quelle von allem Existierenden nennen willst. Weißt du, was ich an deiner Stelle tun würde, Tim? (…). Wenn ich mich nicht entscheiden könnte, Tim, würde ich eine Münze werfen. Denn niemand kann behaupten, dass Menschen, die es mit einer Münze tun, weniger erfolgreich sind, als Menschen, die sich auf traditionelle Weise entscheiden."
Diese Entscheidungshilfe werde ich zukünftig beherzigen und jetzt die Münze werfen, ob ich weiterlese oder das Buch zur Seite lege. Der Mensch Timmerberg mit seinen Einstellungen zum Leben bleiben mir weiterhin sympathisch.
Mehr dazu in diversen Interviews:
ludvica - 16. Nov, 11:59