Dienstag, 21. Juli 2009

100 Tage Sex

BuchAus meiner Sicht eine Pflichtlektüre für jeden, der 3 Jahre mit demselben Partner in einer Wohnung gelebt hat. Mit dem Buch in der Hand lässt man sich vielleicht nicht unbedingt überall gerne sehen und nennt man auf die Frage von Kollegen, welches Buch man gerade liest, diesen Titel, könnte es durchaus komisch werden, aber ganz zu unrecht. Auch wenn es teilweise etwas langatmig ist, erzählt ein Journalist von der Herausforderung sein Liebesleben durch einen 100tägigen Marathon aufzufrischen. Es ist keine Beschreibung von Techniken und Positionen und bestimmt keine erotische Erzählung. Das Buch räumt auf mit romantischen Vorstellungen und macht doch gerade dadurch den Weg für ebensolche wieder frei.
Wer von Euch will es als nächste haben?

Freitag, 8. Mai 2009

Daniel Kehlmann: Ruhm (2009)

Kehl Ich wollte auch mal ein topaktuelles Buch lesen, eines das in den Medien diskutiert wird. Und da ist mir dieser nur 203 Seiten starke Roman in die Hände gefallen. Kehlmann lässt das einen seiner Helden, den Schriftsteller Leo Richter, folgendermaßen beschreiben:
„Ein Roman ohne Hauptfigur! Verstehst du? Die Komposition, die Verbindungen, der Bogen, aber kein Protagonist, kein durchgehender Held.“

Es ist ein Spiel mit den Wirklichkeiten und die Geschichten haben mich sogleich in ihren Bann gezogen. Mit jeder der neun Erzählungen verändert Kehlmann seinen Schreibstil und echte Rezensenten sehen verblüfft seinem Spiel zu und bejubeln die kritische Darstellung des „Identitätszerfall zeitgenössischen Daseins“. Beim ersten, sehr hastigen Lesen – man schafft es gut in einer oder zwei Zugfahrten – habe ich die einzelnen Verknüpfungen nicht deutlich genug erkannt und werde vielleicht noch einmal „Ruhm“ lesen. Kann jemand den Vorgänger „Die Vermessung der Welt empfehlen“?

Donnerstag, 12. März 2009

Sadie Jones - Der Außenseiter

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Beklemmend, euphorisch, voller Gefühle und doch kalt, hoffnungsvoll, todtraurig und leider so real.

Marsha Mehran -Das persische Café

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Wer dieses Buch lesen kann, ohne ein leichtes sehnsuchtsvolles Ziehen in der Magengegend zu spüren, mag entweder kein persisches Essen oder ist definitiv vor aller Romatik gefeit.
In jedem Fall ein wunderbares Buch für jeden, dessen unverwirklichter Traum das kleine gemütliche Café ist, in dem es nicht ums Geldverdienen allein geht, sondern vielmehr um das Menschsein.

Sonntag, 15. Februar 2009

Die MACHT geht weiter...

...es wird Zeit wieder nach Hamburg zurückzukehren. Ja, es wird wirklich langsam Zeit!

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Genießt die MACHT am neuen Ort, im Übel & Gefährlich.

Sonntag, 16. November 2008

Helge Timmerberg: In 80 Tagen um die Welt. Rowohlt 2008

timmerberg_titel Was soll ich von einem Autor halten, der eigenen Aussagen nach das Prädikat nicht vom Subjekt unterscheiden kann? Erst unter Crack-Einfluss wird er aufgeklärt von einem „intellektuellen Phantomas“, einem studiertem Komponisten, Arzt und Hegelianer, der ihm erläutern muss, dass ersteres das „Tuwort“ und zweites das „Hauptwort“ benennt?
Nun, es gibt mir die Hoffnung, eines fernen Tages noch eine erfolgreiche Schriftstellerin zu werden, trotz gewisser grammatikalischer Mängel. Andererseits ist es für mich als Leserin auf Dauer äußerst ermüdend, wenn es auf sprachlich sehr einfachem Niveau lediglich um Ficken, Saufen und Drogen geht. So beschreibt er im achten Kapitel ausführlich wie es ist "pissed in paradise" zu sein, also bekifft und besoffen im indischen Goa.

"Die dunkle Seite des Haschisch ist Antriebslosigkeit und Willensschwäsche, die dunkle des Alkohols ist der Mut dazu. Beides vereint, ergibt ein beherztes Verlieren, der Jugend, der Zähne, der Potenz – spirituell nennt man das Loslassen."

Er befindet sich damit wohl fast klassisch in der Tradition des Gonzo Journalismusvon Hunter S. Thompson – Gut finden muss ich das trotzdem nicht.

Wenige seiner Begegnungen auf der 80tägigen Reise scheinen von etwas anderem geprägt zu sein – ich bin gerade erst auf Seite 143 angekommen und somit in Bangkok.
Schade, denn die Idee sich auf die Spuren von Jules Vernes Helden Phileas Fogg im 21. Jahrhundert zu begeben, ist interessant. Dabei benutzt Timmerberg den ICE, Fähren, Flugzeuge und keineswegs Elefanten und dein Heißluftballon. Erst vor Ort bucht er Hotels und das nächste Transportmittel.

Schön finde ich die geschilderte Begegnung mit dem Guru Ramesh und Ex-Banker in Indien, ihm schildert Timmerberg sein Problem:
"Es geht um das Nichtentscheidenkönnen an sich, als psychologische Fehlfunktion oder als schwacher Charakterzug oder als Geburtsfehler, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich nie entscheiden kann. In der Liebe, im Beruf, in allem eigentlich, und das bringt extrem viele Probleme mit sich. Es ist ein Fluch in meinem Leben."
"Ich verstehe." Ramesh schaukelt wieder. "Also, Tim, ich denke, dass es so etwas gibt. Es gibt Menschen, die sich nicht entscheiden können. Und wenn das bei dir so ist, Tim, dann ist das dein Weg. Dann ist das so von Gott gewollt, oder vom Urknall, oder wie immer du die Quelle von allem Existierenden nennen willst. Weißt du, was ich an deiner Stelle tun würde, Tim? (…). Wenn ich mich nicht entscheiden könnte, Tim, würde ich eine Münze werfen. Denn niemand kann behaupten, dass Menschen, die es mit einer Münze tun, weniger erfolgreich sind, als Menschen, die sich auf traditionelle Weise entscheiden."


Diese Entscheidungshilfe werde ich zukünftig beherzigen und jetzt die Münze werfen, ob ich weiterlese oder das Buch zur Seite lege. Der Mensch Timmerberg mit seinen Einstellungen zum Leben bleiben mir weiterhin sympathisch.

Mehr dazu in diversen Interviews:

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Siri Hustvedt - Die Leiden eines Amerikaners (2008)

Buch
Der neue Roman von Siri Hustvedt kann nicht an ihren besonderen Roman "Was ich liebte" anknüpfen, auch wenn es ein "sehr persönliches Buch" geworden ist, wie zahlreiche Kritiker schreiben.

In diesem Familienroman packt sie sehr viel autobiographisches Material, ganze Tagebücheraufzeichnungen ihres norwegischen Vaters, der 2003 starb, wurden verwendet und fügen sich wunderbar in die Geschichte ein.

Siri Hustvedt erzählt in der Ich-Perspektive über den New Yorker Psychiater Erik. Er berichtet darüber, dass sein Vater Lars vor kurzem gestorben ist und rollt nach und nach dessen Leben als norwegischer Einwanderer auf.
Der Roman beginnt mit dem Satz: Meine Schwester nannte es "das Jahr der Geheimnisse", aber wenn ich jetzt zurückblicke, erkenne ich: Das Wichtige war nicht, was da war, sondern was nicht da war. Eine meiner Patientinnen meinte einmal: "In mir wandern Geister herum, aber sie reden nicht immer. Manchmal haben sie nichts zu sagen."

Geheimnisse des Vaters werden im Lauf des Romans gelöst, neue der anderen Protagonisten tauchen auf. Dominierend erscheint die Einsamkeit der Figuren. Erik ist geschieden und arbeitet viel, um sich vor dem Alleinsein zu drücken. Als eine neue Mieterin mit ihrer fünfjährigen Tochter in sein Haus einzieht verliebt er sich in sie, besonders die kleine Tochter schließt ihn in ihr Herz. Eriks Schwester Inga, wird von einer Journalistin verfolgt, die sie mit pikanten Informationen über ihren verstorbenen Ehemann, den erfolgreichen Schriftsteller Max Blaustein, erpressen will und ihre Tochter hat am 11. September Dinge gesehen, über die sie nicht spricht, die sie aber in ihren Träumen quälen. Alle Figuren sind gezeichnet durch Verlust und Einsamkeit, dabei aber sehr präsent beschrieben.

Viele Kritiker loben, dass Hustvedt mit diesem Roman "eine nachdenkliche Gesellschaftsanalyse der Jahre nach dem 11. September" gelungen sei, dem kann ich nicht zustimmen. Geprägt vom 11. September ist lediglich Eriks Nichte Sonia, das Leben der anderen ist lediglich genauso einsam wie zuvor.

Der Roman hinterlässt einen grünen Geschmack der Einsamkeit, sicherlich beabsichtigt und deshalb gut, aber an grauen Herbsttagen vielleicht nicht das, was man braucht, um sich auf den Winter vorzubereiten.

Andere Meinungen

Mittwoch, 9. Juli 2008

János Székely, Verlockung

Die Geschichte des armen Jungen Bela, der sich im Ungarn zwischen den beiden Weltkriegen durchkämpft, fesselt einen und nimmt einen knapp 800 Seiten lang mit. Einziger Kritikpunkt an dem Buch ist nach meiner Meinung: Es ist viel zu kurz!

Absolut lesenswert!

Freitag, 4. Juli 2008

Es ist vollbracht...

...es hat zwar nicht ganz so lang gedauert, wie Günter Grass für seine Lebensbeichte brauchte, aber auch ich musste Zwiebelhaut für Zwiebelhaut entfernen und habe nun nach deutlich mehr als einem Jahr das Buch "Beim Häuten der Zwiebel" beendet. Es war mein "erster" Grass, wird aber sicherlich nicht der letzte Roman von ihm bleiben.

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Es ist zwar schwer begreiflich, warum er Jahrzehnte für seine "Beichte" brauchte und auch seinen Biografen nichts erzählte, aber die damalige öffentliche Zerfleischung kann ich nicht nachvollziehen.
Ich empfehle es denen, die mehr über Günter Grass' Figuren und seine Entwicklung wissen wollen.

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